Bohemistik, im Duden definiert als „Wissenschaft von der tschechischen Sprache und Literatur“, ist im gegenwärtigen Sinne die Bezeichnung für alle Zweige der modernen Kulturwissenschaften, die sich mit der tschechischen Nation und ihrer Geschichte sowie mit der Vergangenheit und Gegenwart der Tschechischen Republik beschäftigen.
"Bohemia" ist die traditionelle lateinische Bezeichnung für das Königreich Böhmen (Corona Bohemiae), den Kernstaat der tschechischen Geschichte. Zu diesem Königreich gehörte das gesamte Gebiete der heutigen Tschechischen Republik. Die alte slawische Übersetzung des Wortes "Bohemia" hieß „Czechy “, abgeleitet von der Selbstbezeichnung der „Czechen“ (Böhmen = Tschechen), der ersten bekannten staatstragenden Nation dieses Königreichs.
Bohemistik ist deshalb der Bereich der allgemeinen Kulturwissenschaften, der sich mit „Bohemia“ und ihrer historischen materiellen und geistigen Überlieferung beschäftigt.
Da in Böhmen und dessen Kronländern Mähren und Schlesien (= im Gebiet des heutigen Tschechien) seit dem Mittelalter auch Deutsche lebten und da dieses Königreich über Jahrhunderte eng mit dem benachbarten Heiligen Römischen Reich verbunden war, pflegt die deutsche Historiographie die böhmische (= tschechische) Geschichte auch als einen Bestandteil der deutschen Geschichte mit zu behandeln.
Daraus ergaben sich in der deutschen Historiographie vielerlei Mißverständnisse. Die Oldenburger Arbeitsstelle „Historische Stereotypenforschung” (AHS) wird deshalb auf dieser Website Quellen und einschlägige Studien zur Erforschung bohemistischer Wahrnehmungen, Geschichtsbilder und Stereotypen veröffentlichen und damit Quellentexte zur Verfügung stellen, die bisher in der deutschen Geschichtswissenschaft keine adäquate Aufmerksamkeit erhielten.