zit. aus Konrad Henlein: Die deutschen Kulturaufgaben in der Tschechoslowakei, Karlsbad-Leipzig 1936 (alle Hervorhebungen im Original)
Diese
Rede wurde am 26. Februar 1936
vormittags in festlichem Rahmen im Festsaale des Deutschen Hauses zu Prag
gehalten.
Der Rede wohnten Vertreter einiger Gesandtschaften, der hohen Geistlichkeit, die Rektoren und die Professorenschaft der deutschen Universität und der deutschen technischen Hochschulen, sowie die Vertreter der sudetendeutschen völkischen Verbände, die Studentenschaft, zahlreiche Vertreter der in- und ausländischen Presse, sowie viele namhafte Persönlichkeiten des sudetendeutschen öffentlichen Lebens bei.
Hochansehnliche Versammlung!
Kameraden und Kameradinnen!
Der Wahlsieg des 19. Mai 1935 hat unserer
Bewegung – auch nach den Grundsätzen, die das politische und gesellschaftliche
Leben im tschechoslowakischen Staate formen und bestimmen
– die Verantwortung für sämtliche Lebensbereiche des Sudetendeutschtums
auferlegt.
Ziel unserer Politik muß
daher die Verwirklichung einer auf allen Gebieten handelnden Volksgemeinschaft
sein, deren Urgrund das Volkstum, deren Sinn die Sicherung aller
materiellen und kulturellen Lebensgrundlagen des Sudetendeutschtums ist.
Weil aber Kultur der sichtbare und geformte Ausdruck der schöpferischen Kräfte eines Volkes ist, wird die Sammlung und die Ausrichtung aller aus dem neuen Gemeinschaftsgefühl und -bewußtsein aufbrechenden Kräfte und die Durchdringung aller Schaffensgebiete mit seinem Geiste zur vornehmsten Aufgabe unserer nun im Sudetendeutschtum führenden politischen Bewegung.
Wenn wir hier von der Volksgemeinschaft als der Schöpferin und Trägerin aller wahren und echten Kultur sprechen, so tun wir dies mit vollem Bewußtein. Denn die Zeiten müssen ein für allemal vorüber sein, da sich nur einzelne Schichten der Bevölkerung berechtigt glaubten, am kulturellen Leben des Volkes, sei es schaffend oder genießend, Anteil zu nehmen.
Gerade darin liegt das Verhängnis der vergangenen Jahrzehnte: Daß zwischen den einzelnen Schichten unseres Volkes eine so große Kluft entstanden ist, daß schließlich der Arbeiter den Bürger und der Bürger den Bauern nicht mehr verstand und daß der eine an dem anderen gleichgültig vorüberging.
Heute aber hat ein gewaltiger seelischer Aufbruch die trennenden Schranken zerbrochen. Heute steigt der volksbewußte Arbeiter zum vollberechtigten Gliede seines Volkes empor, heute weiß er wie alle anderen Stände, daß es im harten Daseinskampf nur ein Zusammenstehen auf Leben und Tod gibt.
Und heute wissen wir auch, daß der Arbeiter mit einbezogen sein will und muß in das kulturelle Schaffen seines Volkes und wir anerkennen freudig,, daß er nicht nur ein unveräußerliches Recht, sondern die Pflicht hat, an den geistigen Gütern seines Volkes lebendig und Neues schaffend anteilzunehmen wie jeder andere Volksgenosse. Denn eine Kultur, die den Arbeiter oder den Bauer oder den Bürger ausschließen will, ist in Wahrheit keine Kultur des Volkes, sondern nur ihr Zerrbild.
Völker und Staaten, ihre Einrichtungen und
Taten können vergehen; ewig und dauernd sind allein ihre geistigen Schöpfungen,
ihre Kultur.
Somit kann keine Generation von der Verpflichtung entbunden werden, das kulturelle Erbe zu pflegen und zu wahren und darüber hinaus ihr Leben so einzurichten, daß ihm neuen Schöpfungen vom gleichem Ewigkeitswerte entsprießen können.
Dieser Verantwortung dürfen auch wir uns nicht entziehen, wollen wir Werte schaffen, die über den Augenblicks- und Tageserfolg hinaus Gültigkeit haben.
In unserer weltanschaulich zerrissenen und richtungslosen Zeit ist es unerlässlicher denn je, das ganze Volk wieder mit dem Geiste echter Kultur zu erfüllen, seinen Willen und seine Kraft auf sein Ziel zu richten und den Glauben an die umfassende Gemeinschaft des Volkes zu wecken. Diese Sammlung und Ausrichtung der Kräfte und die Durchsetzung dieses Geistes in allen Schichten und Lebensbereichen ist Aufgabe jeder politischen Bewegung. Also auch unserer Bewegung.
Die Politik eines Volkes selbst zeigt schon an, ob es Kultur besitzt oder nicht. Staatsgründungen und Staatserhaltung sind Kulturschöpfungen. Wenn sich also Politiker in ihrem Handeln nur von dem Nutzen größerer oder kleinerer Gruppen leiten lassen, so hat das mit wahrer Politik, die letzten Endes der kulturellen und sittlichen Vervollkommnung des Volkes dient, nichts zu tun.
Man wird vielleicht einwenden: die politische Bewegung solle vor allem die schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Fragen lösen, die uns augenblicklich am schwersten bedrängen. Wie könne man in einer Zeit der ärgsten Not wertvolle Kraft für die kulturellen Probleme vergeuden! Alle diese Dinge seien doch gar nicht lebenswichtig in einer Zeit, da Tausende notleidender Volksgenossen vom Hungertod bedroht sind, in einer Zeit, da allein die wirtschaftliche Lage das Schicksal des Volkes zu bestimmen scheint.
Nein! Eben
weil es in unseren Tagen um Sein oder Nichtsein, um den Bestand, um die Zukunft
unserer Volksgruppe geht, ist uns um so dringlicher die Verpflichtung
auferlegt, uns um die kulturellen Fragen – und das sind für das geschichtliche
Fortleben eines Volkes die wichtigsten – zu kümmern und um ihre Lösung ringen. Gerade
weil unsere ganze Kraft von der wirtschaftlichen und politischen
Not aufgezehrt zu werden droht und wir immer mehr von den höheren Werten und
Aufgaben abgelenkt werden, müssen wir uns als verantwortliche Sprecher und
Träger des sudetendeutschen Lebenswillens, der Fragen unseres geistigen und
seelischen Bestandes annehmen. Wenn wir uns um kulturelle Fragen kümmern,
ihnen diese hohe Bedeutung beimessen, so ist das nur ein Zeichen für die
Verantwortungsbereitschaft unserer Bewegung gegenüber dem gesamten Sudetendeutschtum und seiner Zukunft.
In unseren Tagen – das muß mit aller Nüchternheit erkannt werden – geht eine Welt zu Ende, deren Leitgedanke das von allen Bindungen freie Individuum war.
Die neue Welt aber, die jetzt um ihren Durchbruch ringt, weiß wieder, daß es den Menschen nur in seiner Verbundenheit mit anderen Menschen gibt.
Sie weiß aber auch, daß die tiefen Gesetze, die das Leben der Menschheit und der Welt bestimmen, nicht freie Erfindungen irgendwelcher menschlicher Launen sind, sondern unabänderliche Urgesetze des Lebens schlechthin.
Was daher nach den Gesetzen menschlicher Schlichtheit als Recht und Unrecht gilt, kann nicht durch einen einfachen Gewaltakt beiseite geschoben werden. Gälte der Satz, daß Gewalt Recht schafft, dann wäre jeder Schwache der brutalen Macht des Stärkeren auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Aber die sittlichen Gesetze der Menschen und Völker, die im Ewigen verankert sind, können nicht durch Gewalt gebrochen werden, mag man es auch in wirren Zeiten versuchen.
Der jedenfalls, der für das Recht seines
Volkes, das auch von Gott geschaffen ist,
kämpft, führt einen guten Kampf und
braucht sich vor keiner Gewalt, wie
immer sie sich nennen mag, beugen.
Wer unsere Sorge um den kulturellen Bestand für unberechtigt und überflüssig hält, kennt nicht das kulturelle Antlitz unserer Zeit, sieht nicht die grauenvolle Vernichtung und Verfälschung aller höheren Werte, die im kulturellen Bereich zumindest ebenso stark, wenn nicht ärger sind als auf politischem, wirtschaftlichen und sozialem Gebiete.
Der kulturelle Niedergang äußert sich am deutlichsten im Verfalle aller Formen des Gemeinschaftslebens. Ja, sogar der Begriff wahrer Kultur ist unserer Zeit fast verloren gegangen, sonst könnte man nicht so sorglos die Wichtigkeit dieser Fragen verneinen.
Die Verfälschung aller großen und gültigen Werte und die Verschüttung der Quellen volkhafter Kultur stellen uns vor die Notwendigkeit, Klarheit zu schaffen über die Stellung und die Aufgaben der Kultur in einem Volke.
Gerade in den Zeiten der Not, der geistigen Richtungslosigkeit und inneren Unsicherheit ist es notwendig, dem Volke sein wahres Wesen, wie es die großen Epochen der Geschichte wiederspiegeln, an den großen Bildern und Schöpfungen seiner Kultur zu zeigen.
Wir sind sicher, daß die Verwirklichung der Volksgemeinschaft als eines politischen Zieles auch Kräfte zur Belebung und Veredelung des kulturellen Lebens freimacht und frei machen wird. Es ist unsere Aufgabe, nicht nur gegen Verfälschung und Verfall unseres gesellschaftlichen und geistigen Lebens anzukämpfen. Wir müssen, aufbauend auf die größten Leistungen des deutschen Geistes und sie bewahrend, unserem Geschlechte ein neues kulturelles Gesicht und trotz aller Not eine neue freudige Bejahung des Lebens geben. Die Verpflichtung heißt also, beizutragen und zu bauen an einer dem deutschen Wesen gemäßen Kultur, die mehr ist als Zivilisation.
Zivilisation kann auch bei einem sinkenden geistigen Leben fortbestehen. Ja, um so ängstlicher klammert man sich an sie und sucht durch rasenden technischen Fortschritt zu ersetzen, was der gelähmte Geist in neuen Schöpfungen nicht mehr schenken kann. Wir sind weit davon entfernt, Feinde der Zivilisation zu sein. Zur Gefahr aber wird die Überschätzung zivilisatorischer Werte, wenn man sie an die Stelle von Kultur setzen will.
Alle wahre Kultur ist vom Wesen und Charakter des Volkes geprägt und kann nur aus dem einheitlichen Lebensgefühl eines Volkes geboren werden. Kein Volk kann sie besitzen, das in sich zerspalten ist, das weder in der Politik, noch in der Wirtschaft, vor allem aber – und das ist ausschlaggebend – im geistigen Leben keine Einheit bildet.
Das ist das Kennzeichen der kulturellen Blütezeiten in der Geschichte, daß sie von einem einheitlichen Lebensgefühl und einer einheitlichen Weltanschauung getragen sind, die alle Menschen und ihre Taten bestimmen.
Diese Feststellung schmälert keineswegs Wert und Ansehen der schöpferischen Einzelpersönlichkeit. Der große Einzelne ist der Schöpfer neuer Ideen und der Bildner großer Werke. Aber er schafft sie nicht als absolut freies Individuum, losgelöst von allen Bindungen an die völkische Gemeinschaft. Im Gegenteil: seine Werke sind nicht denkbar ohne den schöpferischen Untergrund, aus dem er hervorgeht und ohne die Verbundenheit mit der Größe und Not seines Volkes, in dem seine Taten erst Widerhall und Wirkung finden. Der Genius ist im gleichem Maße Gebender und Empfangender.
Gerade nach der politischen Entscheidung des 19. Mai 1935 glauben wir heute die Voraussetzungen zu besitzen, das höchste kulturelle Schaffen tiefer im Volk zu verwurzeln.
Wenn wir überall die neuen Ansätze zur Entwicklung und Wirkung bringen wollen, so sei ein für allemal festgestellt,
daß wir
es ablehnen, eine
sudetendeutsche Sonderkultur
zu züchten.
Als Deutsche in den Sudetenländern fühlen wir uns trotz unserer besonderen politischen Lage als Angehörige der großen Kulturgemeinschaft der Deutschen in aller Welt und haben hierzulande, heute wie seit je, die deutschen Kulturaufgaben vorbildlich zu erfüllen.
Für dieses politische und kulturelle
Bekenntnis müßten alle volksbewußten Tschechen Verständnis haben, weil
diese Einstellung jede Verfälschung, auch die der tschechischen Volkskultur,
ausschließt. Denn eine
„Tschechoslowakische Kultur“
als Mischkultur aller Völker unseres Staates würde die Kulturkraft der einzelnen Völker schwächen und auch dem tschechischen Volke jede Besonderheit seiner schöpferischen Leistungen nehmen.
Selbstverständlich hat das Sudetendeutschtum
auch mit all den widerlichen Anbiederungsversuchen nichts zu tun, die einer volksfremden und
deshalb kulturfeindlichen internationalen „Ideologie“ entspringen, die sich
gerade hier in Prag bei „Gästen“ unseres Staates in einer oft sehr
aufdringlichen und keineswegs erfreulichen Weise äußert.
Für uns gelten die
überzeugenden Tatsachen aus der Geschichte der deutschen Kulturentwicklung in
unseren Ländern. Der „Bohemismus“ und der daraus abgeleitete Begriff der „Symbiose“
sind Ermüdungserscheinungen, die niemals eine tragfähige Grundlage für
einen gemeinsamen Aufbau in kultureller und politischer Hinsicht geboten haben
und bieten können.
Die Bindung aller echten Kultur an ein bestimmtes Volkstum bedeutet nicht, daß es zwischen den Kulturen der einzelnen Völker keine Brücke gäbe; denn die höchsten Güter alles menschlichen Lebens liegen ja in allen Völkern beschlossen. Nur kommen sie bei jedem Volke in der ihm art- und wesensgemäßen Form zum Ausdruck. Die schaffende Kraft zeugt Ideen, deren Voraussetzung die blutmäßigen Werte eines Volkes sind. Nur in einem in seinen blutmäßigen Grundlagen gefunden, unverdorbenen Volke werden die schöpferischen Ideen in schönen, unsterblichen Werken ausstrahlen.
Eine befruchtende kulturelle Wechselseitigkeit
der Völker ist nicht nur möglich, sondern
im Interesse des
höchst wünschenswert. Nur wer sich selber keine geistige Schaffenskraft zutraut, verschließt sich ängstlich vor der Berührung mit dem kulturellen Leben anderer Völker, weil er glaubt, in seinem eigenen Bestand gefährdet zu werden. Aus dieser Frucht entspringt dann der
kleinliche Chauvinismus,
den wir gerade in der Gegenwart im Völkerleben so oft zu spüren bekommen, den wir aber den noch nicht übernehmen wollen, in dem Glauben, daß wieder jede große und starke Kultur den anderen Völkern frei und offen gegenübertreten kann. Denn, wer sich selbst stark und gefestigt fühlt in seinem Wesen, wird durch die Berührung mit einem anderen Geiste nur bereichert werden.
* * *
Wir haben die Kultur hinlänglich als Spiegel und Ausdruck einer überindividuellen völkischen und göttlichen Ordnung gekennzeichnet. Damit ist auch
der religiöse Zusammenhang
alles schöpferischen kulturellen Lebens gegeben. Eine Zeit, die meint, ohne den Glauben an ein göttliches, über den Menschen stehendes Prinzip auszukommen, muß in Kulturlosigkeit enden.
Der Glaube schenkt uns das unmittelbare Innewerden des Uebersinnlichen und knüpft den gesamten Inhalt unseres volklichen Lebens an eine göttliche Ordnung, er stiftet die Verbindung zwischen unserem Leben und einer höheren Welt.
Das Bekenntnis zu unserer politischen Bewegung
eine unbedingt ethische Grundhaltung in allen Bereichen des Lebens
erfordert, haben wir damit auch eine neue Voraussetzung für eine Verlebendigung des Religiösen innerhalb
des Sudetendeutschtums
geschaffen und damit eine Aufgabe erfüllt, die allen religiösen Bekenntnissen
zugute kommt.
Die Tatsache, daß sich heute bereits die überwiegende Mehrheit,
besonders der gläubigen katholischen Bevölkerung bei uns befindet, beweist, wie
gesund und richtig das Empfinden des Volkes ist. Und die Katholiken unserer
Bewegung würden es gewiß als sehr sonderbar empfinden, wenn sie deshalb als
schlechte Katholiken betrachtet würden, weil sie in keiner konfessionellen
Partei organisiert sind. Das Dasein
eigener christlichen Parteien mag einmal zur Zeit der Vorherrschaft des
Liberalismus einige Berechtigung gehabt haben. Heute haben sie ihre
Lebensberechtigung verloren.
Wir bekennen uns zum Christentum, können uns jedoch als
politische Bewegung nicht auf
eine bestimmte Konfession festlegen. Wir erkennen aber im politischen Bereiche
unsere Aufgaben den Bekenntnissen gegenüber an.
Im öffentlichen Leben ist ihnen die Möglichkeit einer freien
Entwicklung zu sichern. Wir wollen uns aber nicht in die innere
Angelegenheiten der Bekenntnisse einmischen, ebensowenig wie wir wünschen, daß die Kirchen ihren eigenen
Wirkungskreis verlassen und sich politisch betätigen. Ihre Aufgaben liegen in der Betreuung des
Methaphysisch-Seelischen, nicht aber auf dem Gebiete des politischen Kampfes.
Wo die Kirchen ihren
eigensten Aufgabenkreis verlassen, setzen sie sich der Gefahr der Profanierung
aus.
Politisierende Geistliche werden zwar nicht unsere Politik, aber unseren
Glauben erschüttern.
Mit allem Nachdrucke wünschen wir die Volksverbundenheit der Kirchen. Wie alle Religiosität an den
Menschen gebunden ist, so kann sich Religion auch nur durch das Volkstum
entfalten.
Wir wenden uns gegen jede Herabsetzung und Verächtlichmachung der
Religion. Wir treten ein für ein reibungsloses Nebeneinander der religiösen
Bekenntnisse.
Einen Kulturkampf lehnen
wir ab und verurteilen jeden Versuch, ihn zu entfesseln, von welcher Seite
immer er unternommen wird.
Wir verlangen vom Staate, daß er den Religionsunterricht an Volks-,
Bürger- und Mittelschulen sicherstelle.
Entgegen neuauftauchenden Bestrebungen verlangen wir vom Staate, daß
die zivilrechtliche Gültigkeit der kirchlichen Eheschließung aufrechterhalten
werde.
Wir unterstützen alle Bestrebungen, die der Erhaltung von Ehe und
Familie dienen, die beide wichtigste Grundpfeiler völkischen Lebens sind.
Eng verbunden mit dem Göttlichen ist die Kunst, die das tiefste Erleben
des Volkes zu ewigen Sinnbildern gestaltet. In der Kunst will das Volk die Urbilder seines Seins und
geschichtlichen Werdens leibhaft und in vollendeter Gestaltung sehen. So sind
die Kunstwerke geichermaßen Ausdruck und Spiegelung der Zeit, wie des Zeitlosen
und Ewigen.
In der Zeit der Auflösung aller Gemeinschaftskräfte und der geistigen
Richtungslosigkeit nach dem Kriege, ist die Kunst in Mißkredit geraten und hat
auch heute noch nicht den ihr gebührenden Platz im Volke wiedergefunden.
Man sieht die Kunst einmal als rein ästhetisches Phänomen, als ein
Machwert schöner und reizvoller äußerer Formen, das nicht vom Strome des Lebens
getragen wird. Dieser Auffassung entspricht dann auch die Lehre von der ungebundenen Freiheit der Kunst, die um ihrer selbst
willen da ist und jeder Bindung zum
Volke entbehrt.
Zum anderen betrachtet man sie als einen Luxus zur Zerstreung und
Unterhaltung wohlhabender Kreise in ihrer Mußezeit. Damit unterwirft man
die Kunst ausschließlich materialistischen Prinzipien, der Sensationslust und
nervöser Reizbarkeit dekadenter Gesellschaftskreise. Das Gute und Edle wird
nicht anschaulich gestaltet, sondern zerschwatzt und von gewissen Zirkeln
verhöhnt.
Die Eigenart der deutschen
Kunst lag immer in ihrer besonderen Beseeltheit. Während etwa der Franzose in
der schönen Form das Wesen der Kunst sucht, gestaltet der Deutsche immer
ein seelisches Erleben.
Der seelische Gehalt allein
macht freilich noch nicht das Kunstwerk aus, sondern seine Gestaltung in
edler und vollendeter Form. Zur schönen Form aber findet der deutschen
Künstler vom starken und inneren Erlebnis. Nur ein solches Kunstwerk weckt
selbst wieder Leben.
Wie der freie Künstler aus innerem Ringen dem Volke seine Werke
schenkt, so haben in gesunden Zeiten die Berufs-
und Lebensgemeinschaften eines Volkes, die Stände, ihren eigenen
Ausdruck für ihr künstlerisches Können geschaffen in Volkskunst und
Brauchtum
Unseren heutigen Berufsständen ist fast jede künstlerische
Ausdruckskunst verloren gegangen und die Entwurzelung der Kunst ist nicht ohne
verheerende Folgen geblieben. Ganz klar zeigt sich das in unserer Bauernschaft,
die von allen Ständen noch die engsten Bindungen an den Boden hat. Selbst bei
ihr wurden in Bauwerk, Hausrat, Tracht, Tanz und Lied durch den städtischen
Kitsch die schönen eigenen Formen fast völlig verdrängt.
Es muß eine unserer wichtigsten Aufgaben sein, das Volk wieder zur Freude am Schönen und Echten zu erziehen und
jene Kräfte zu fördern, welche dem Volke und seinen Lebensgemeinschaften wieder
neue Formen und Ausdruck geben. Künstlerschaft und künstlerische Vereinigungen sind
nicht allein für eine gewisse Bildungsschicht da, sie müssen versuchen, wieder
Brücken zum Volke zu schlagen. Die
Künstler müssen fühlen, daß das Volk sie braucht und das Volk muß erleben, daß
die Künstler sein innerstes Wesen ausdrücken und gestalten.
Wie haltlos erweisen sich vor solcher Sicht alle kleinlichen und
geschäftstüchtigen Versuche, eine vom Volke losgelöste „Internationalität“ der Kunst zu konstruieren. Was man an solcher
Kunst dem Volke aufdrängen wollte, hat überhaupt mit Kunst nichts mehr zu tun
und hat sich heute selbst erledigt.
Was sich im Leben als
künstlerisches Allgemeingut der Welt und der Völker durchzusetzen vermochte,
war niemals das Produkt volksentwurzelter Menschen, sondern waren jederzeit
Gipfelleistungen eines starken Volkstums.
Diese Grundgesetze des künstlerischen Schaffens gelten für alle
Bereiche der Kunst: für Dichtung und Musik ebenso wie für die bildenden Künste.
In der Dichtung erweist sich
mit besonderer Eindringlichkeit der Satz, daß
alle echte Kunst nur Kunst einer bestimmten Volkes und nicht die einer
abstrakten Internationalität sein kann.
In der Dichtung erleben wir immer wieder alle Höhen und Tiefen, alle
Freude und Tragik des menschlichen Lebens. In keinem anderen Bereiche des
künstlerischen Schaffens offenbart sich die Einheit und doch Vielfältigkeit des
völkischen Lebens so überzeugend, wie gerade in den großen dichterischen
Werken.
Der Dichter ist der große Erzieher seines Volkes, dem er immer wieder die ethischen Gesetze vor Augen hält.
Wir glauben, daß gerade der Dichter mit Lied, Epos und Drama in einer
Zeit der Wende und des Neuaufbruches neben dem Politiker verantwortlich an der
Neuformung und Neugestaltung des
völkischen Lebens mitzuwirken hat.
Hohles Literatentum und dekadente Asphaltliteratur
haben sich gerade in der Dichtung unter Mißbrauch der deutschen Sprache
in übelster Weise breit gemacht und arbeiten unaufhörlich daran, unser
völkisches Leben in seinen reinsten Quellen zu vergiften.
Auch in den Spielplänen unserer
Theater haben sie nur allzuoft ähnliche Erscheinungen gezeigt. Das Theater
hat bei uns am Werden der Volksgemeinschaft so gut wie keinen Anteil. Und
doch ist das Theater in seinen tiefen Wirkungen auf den Zuschauer immer eine
Angelegenheit der weltanschaulichen Auseinandersetzung gewesen.
Ein Theater, das den
Menschen nicht innerlich zu erschüttern, zu läutern, zu formen versteht, ist
kein echtes Theater. Wie der dramatische Dichter in seinem Werke das Wollen
Hunderttausender gestaltet, so muß das Theater an jener Stätten sein, in der
das Volk seine Gemeinschaft erlebt.
Wenn heute die Bühnen über ihre große geldliche Not klagen, so ist das
nicht eine Angelegenheit, die lediglich wirtschaftlich zu lösen ist. Der
geringe Wiederhall, den unsere Bühnen im Volke finden, ist nur ein Beweis
dafür, daß ihre Programmgestaltung die Verbindung mit dem wahren Empfinden des
Volkes verloren hat.
Zu Festen der Gemeinschaft und stammesmäßigen Verbundenheit müssen
Festspiele in den einzelnen Landschaften gestaltet werden. Eine besondere Aufgabe
erwächst hiebei den wandernden Gemeinschaftsbühnen. Hier kann das
Berufstheater aus dem Geiste der Laienspiels schöpfen, dem die Aufgabe
gestellt ist, Schauspieler und Zuschauer zu einer lebendigen Gemeinschaft
zusammenzuführen und so eine neue Form des Theaters vorzubereiten.
Einer gründlichen Erneuerung, ja einer vollkommen neuen Sinngebung
bedarf auch die Gestaltung unserer
Feste. Noch allzuoft ist gerade hier der Geist einer vergangenen Zeit
spürbar. Bei ihnen soll sich zeigen, oft wir den ganzen Menschen umbilden und
neu ausrichten können. Der Geist der
Gemeinschaft muß in der schlichtesten Feier ebenso lebendig werden, wie in den
großen Volkskundgebungen. Jedes deutsche Fest erhält seinen Sinn aus der
Stellung im Lebens- und Jahresablauf der Volksgemeinschaft. Mit dem Schwinden
deutscher Brauchtümer ist die deutsche Seele um vieles ärmer geworden und die
öde Verstädterung hat in vielen Hunderttausenden das Gefühl innerer
Heimatlosigkeit groß werden lassen. Jeder,
der in kulturellen Dingen Geschmacklosigkeiten begeht, schädigt das Ganze.
Die gemütstiefsten und
vielleicht größten Kunstwerke hat das deutsche Volk in der Musik geschaffen. Weil sie den ganzen
Menschen am unmittelbarsten erfaßt, müßen wir ihre erzieherische und
gemeinschaftsbildende Bedeutung besonders würdigen.
Die Mannigfaltigkeit unseres Volkes mit all seinen stammlichen
Eigenarten lebt am reichsten in unseren Liedern.
Ein Volk, das nicht mehr singt, hat
seine Seele verloren. Deshalb müssen wir allen jenen zu Dank verpflichtet
sein, die uns wieder die Quelle unserer Volkslieder erschlossen haben. Wo das
Volk sich wieder in seinen Liedern erlebt, findet sich es ganz von selbst den
gesunden Instinkt für das Echte wieder. Wir
müssen uns daher auf das Entschiedenste gegen die unsinnigen behördlichen
Verbote aller deutscher Volkslieder wie auch Marschweisen verwahren.
Es ist bedauerlich, daß Rundfunk und Schalplatten fast überall die Hausmusik verdrängten, die für die Kultur der Familiengemeinschaft
und für die Musikerziehung von großer Bedeutung ist.
Der Haus- und Kammermusik
muß in der Familie, im Freundeskreise oder in größeren Gemeinschaften wieder
eine Heimstätte bereitet werden, um so gediegene Instrumentalmusik dem Volke
wiederum nahe zu bringen, dessen musikalisches Empfinden durch undeutsche
Jazzmusik überfremdet ist.
Wichtige Aufgaben kommen unseren heimischen Musikschulen und der
„Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst“ in Prag für die
Veredelung und allgemeine Verbreitung der Musikkultur zu. Sie alle kämpfen
heute um ihre nackte Existenz. Es ist Pflicht des Staates und der gesamten
Oeffentlichkeit, hier helfend einzugreifen.
Es ist mit Recht und Billigkeit unvereinbar, wenn z.B. die Deutsche
Musikakademie von staatlicher Seite 200.000 Kronen erhält, während die Subvention
des Staatskonservatoriums 3 ½ Millionen beträgt, wenn ein deutscher Schüler 803
Kronen an Schulgeld, hingegen sein tschechischer Kollege nur 150 Kronen
aufbringen muß. Es ist aber unerhört, wenn für die Schüler des tschechischen
Staatskonservatoriums 31.320 Kronen Stipendien ausgeworfen werden, während die
Schüler der Deutschen Musikakademie die großzügige Zuwendung von vollen 500
Kronen erhalten.
Die Planlosigkeit und Zerfahrenheit des modernen Lebens hat vor allem
in der Architektur zerstörend gewirkt.
In der Baukunst, als der Kunst des gestalteten Raumes, erleben wir die großen Bilder göttlicher Ordnung und menschlichen Gemeinwesens am sinnhaftesten. Auch hier kann nur der Geist der Gemeinschaft das Empfinden für Bodenständiges und Fremdes neu erringen.
Es muß erreicht werden, daß jeder, der zum Bauern kommt, sich bewußt
wird, daß er nicht nur vor sich, sondern auch vor der Gesamtheit und vor der
Geschichte Verantwortung trägt. Jeder einzelne mißgestaltete Bau kann das
Bild einer Stadt, ja sogar einer ganzen Landschaft, zerstören; auch so kann die
Heimat verloren gehen.
Unserem Denkmalschutz erwächst hier eine wichtige Aufgabe, da er vor
allem dafür zu sorgen hat, das Bild unserer Heimat unverfälscht zu erhalten.
Noch vor kurzem schien es, als ginge Stadt und Dorf, ja sogar die
Landschaft, alles was wir als unsere Heimat lieben, langsam und sicher in der
Menge äußerlich und innerlich mißgestalteter Bauwerke unter.
Mit wie wenig Mitteln kann aber doch ein schlichter schöner Bau
organisch in das Gesamtbild eingefügt werden.
Aufdringlicher Pomp und unberechtigter Luxus sind weder mit unserer Gesinnung, noch mit unserer sozialen Lage, noch mit den Gesetzen der Schönheit vereinbar, die immer einfach sind.
Staat und Bauherr haben die volks- und stammeseigene
Baukunst in vorbildlicher Weise zu fördern. Wir Deutsche erheben bei der
Vergabe staatlicher Bauten in unserer Heimat die Forderung, daß deutsche
Architekten und Baumeister zur Ausführung herangezogen werden. Und dies nicht
nur aus Gründen der wirtschaftlichen Gleichberechtigung und eines edlen
Wettbewerbes im Können, sondern auch wegen der in Deutschtum von heute durch
den Aufbruch des Gemeinschaftsgedankens sich bildenden neuen Bausgesinnung.
Tschechische Neubauten der Nachkriegszeit, die sich oft fast
demonstrativ als Fremdkörper in unsere organisch gewachsenen Stadtbilder
eindrängen wollen, werden zu überzeugenden Beispielen für die Wesensverschiedenheiten der Volkstümer.
Der Architektur ist die Plastik zugeordnet, die erst in einem architektonischen Zusammenhang voll begreiflich und deutbar ist. Daß wir sie heute losgelöst vom Raume, zu dem sie gehören, betrachten, ist nur ein Beweis für die Auflösung im künstlerischen Bereiche.
Plastik und Malerei sind in den
vergangenen Jahrzehnten besonders arg von unbeständigen und verwirrenden volks-
und gemeinschaftsfremden Kunstmoden heimgesucht worden, die auf den natürlichen
und guten Geschmack des Volkes zerstörend gewirkt haben.
Wenn die heranwachsende Jugend von kleinauf in Schule und Heim von
Werken gediegener volksverbundener Kunst umgeben ist, so werden solch Geschmacksverirrungen, wie wir sie in
den letzten Jahrzehnten erleben mußten, von selbst unmöglich.
Wie größere öffentliche oder private Bauten errichtet werden, sollten
wir vor allem darauf achten, daß die alte Kunstform der großen
Flächenmalerei, das „Fresko“, wieder auflebt. In dieser Kunstform kann der
wahrhaft heroische Gehalt der neuen Zeit in Monumentalbildern gestaltet werden.
Aber auch im Kunsthandwerk
müssen wirkliche Künstler schaffen. Es ist heute jene Form, die am
unmittelbarsten zu den breiten Massen spricht.
Die Beseitigung des ehrfurchtlosen und hemmungslosen Profitgeistes, die Begründung einer neuen beruflichen Sittlichkeit und Ehrauffassung, das Verantwortungsgefühl gegen Werk, Volk und Heimat, muß wie auf allen Gebieten künstlerischer Betätigung auch in Technik und Handwerk durchgesetzt werden.
Eine wesentliche Voraussetzung für eine Neubelebung unseres Kunstlebens
liegt aber vor allem im Lehrbetrieb unserer Kunstschulen aller Gattungen.
Daß es in Prag eine tschechisch-deutsche Kunstgewerbeschule ohne einen einzigen
deutschen Lehrer gibt, ist ein Widersinn künstlerischer Erziehung.
Der Schulbetrieb in den Kunstschulen hat in erster Linie alle jene
handwerklichen Grundlagen zu schaffen, auf denen der junge Künstler dann weiter
bauen kann.
Von dem Fach- und Fortbildungsschulwesen müssen starken
Anregungen in unser handwerksmäßiges Schaffen einströmen, das unsere Wohnungen
und die Geräte des alltäglichen Gebrauches wieder künstlerisch gestaltet und
das eigenwüchsige künstlerische Wollen im Volke verankert.
Zwei künstlerische Grenzgebiete müssen noch gestreift werden: Film und Rundfunk. An einem eigenen
Filmschaffen war das Sudetendeutschtum bisher noch nicht beteiligt, doch
bestehen Pläne, die auch hier Wandel schaffen sollen.
Ein besonderes Kapitel ist der Spielplan unserer Lichtspielbühnen.
Es muß einmal gründlich überprüft werden, wie und durch wen die Regelung der
Spielpläne erfolgt, denn wir haben sie bisher viel zu kritiklos hingenommen.
Die deutsche Rundfunksendung ist in diesem Staate nicht Sprachrohr des Sudetendeutschtums. Das muß trotz einzelner Ausnahmen betont werden. Bisher war das völkische Sudetendeutschtum nur selten Gast im hiesigen Rundfunk. Vorwiegend setzte man uns eine „Prager Presse“ des Aethers vor.
Unsere Forderung lautet: wie das Programm unserer Zeitungen von uns zu
bestimmen ist, so muß auch der Rundfunk ein Organ unseres Kulturschaffens
werden. Nur unter diesen Voraussetzungen hat ein eigener deutscher Sender im
sudetendeutschen Gebiet überhaupt einen Sinn. Denn man kann doch nicht
annehmen, daß mit einer kärglich bemessenen täglichen Sendung im schlechten
Deutsch den Kulturbedürfnissen des Sudetendeutschtums wirklich genüge getan
wird.
Besonderes Augenmerk ist auch dem Tageschrifttum
in seinen verschiedenen Erscheinungsformen zu widmen. Was sich hier in einer
Anzahl von Zeitungen und Zeitschriften, besonders der großen Städte kundtut, hat
oft mit deutschem Wesen nichts mehr zu tun. Aber gerade ihre Wirkung ist
besonders verheerend, denn kaum merklich, aber unaufhörlich, wird hier das Gift
der Zersetzung und volksfremde Deutungsweise in unser Volkstum getragen.
Darum gebührt unserem volksbewußten deutschen Pressewesen und den guten, in unserem Volkstum wurzelnden Zeitschriften unser Dank. Es muß eine ehrenvolle Aufgabe des Sudetendeutschtums sein, unserem völkischen, oft schwer ringenden Pressewesen in höherem Maße als bisher die tatkräftige Unterstützung angedeihen zu lassen.
In unserem Staate, der sich immer wieder auf den Geist der Demokratie beruft, müssen wir fordern, daß man das in der Verfassung gewährleistete Recht der Pressefreiheit nicht in einem Maße einengt, das von diesem Grundsatze nicht mehr allzuviel übrig läßt.
Die heutige Praxis der Zensur von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern bedarf einer gründlichen Revision, wenn nicht die Verfassungsgrundsätze durch ihre Auslegung im alltäglichen Leben hinfällig werden sollen.
Eine wichtige Rolle für die Vermittlung kultureller Werte haben Verlag, Buchhandel und Buchgemeinschaft zu erfüllen. Ein großer sudetendeutscher Gemeinschaftsverlag, der in nächster Zeit verwirklicht wird, soll unserem heimischen Kulturschaffen günstigere Voraussetzungen als bisher schaffen. Dadurch soll unserem übrigen Verlagswesen nicht die wirtschaftliche Grundlage entzogen werden, sondern dieser Gemeinschaftsverlag soll der erste Schritt zu einer Neuordnung und gegenseitigen Aufgabenabgrenzung in unserem gesamten Buch- und Verlagswesen sein.
Vor allem werden dadurch dem Buchhandel neue wirtschaftliche
Möglichkeiten erschlossen. Anderseits
müssen wir aber von unseren Buchhändlern verlangen, daß sie sich jederzeit
ihrer hohen völkischen und erzieherischen Aufgabe bewußt sind. Denn gerade das
deutsche Buch ist imstande, die Verbundenheit mit dem gesamtdeutschen
Kulturaustausch aufrechtzuerhalten.
Es muß
als Kulturschande gebrandmarkt werden, wenn man versucht, im Reiche des Geistes
künstliche Grenzen zu errichten, die jeden schöpferischen Kulturaustausch unmöglich
machen.
Auch die Wissenschaft
als eine[r] der großen Teilbereiche kulturellen Schaffens erhält durch den
Neuaufbruch des Volkes eine neue und ihre eigentliche Sinngebung: dem Volke und seinem Leben zu dienen.
Vielfach bildet sie auch heute noch einen Sonderbereich über und neben dem Leben des Volkes, nicht mehr dem Leben dienend und nicht mehr vom Leben getragen. Sie ist heute nicht viel mehr als ein rationalistisches Begriffsgebäude oder eine Sammlung von Erfahrungstatsachen. Der Mensch als fühlendes Wesen soll aus der Forschung ausgeschaltet werden. Dabei übersieht man zu leicht die Grenzen des menschlichen Wissens, bar jeder Ehrfurcht vor den Geheimnissen der Schöpfung, deren letztes Warum den Menschen doch nie vernunftmäßig ergründbar sein wird. Die höhere Art des Wissens, die Eingebung, die der Wahrheit näher führt als alles Grübeln, als Erfahrung und begriffliches Denken, findet in dieser Wissenschaft keinen Platz und keine Anerkennung. Sie will ein Wissen um der Wissenschaft und nicht um des Lebens willen sein, mit dem sie alle Bindung verloren hat. Sie war durch die übergroße Spezialisierung in eine Sackgasse geraten.
Nun setzt sich aber wieder die Erkenntnis durch: Wissenschaft ist Dienst. Die Forschung muß Klarheit über Weg, Ziel und Gesetz des völkischen Daseins schaffen.
Es muß Aufgabe der Wissenschaft sein, sich selbst wieder ein geschlossenes Weltbild zu erarbeiten, daß durch Lehrer und Erzieher weitergegeben werden kann. Denn es ist nicht so, daß man irgendeine Fachdisziplin unabhängig von der Weltanschauung unterrichten könnte. Wie soll sich z. B. ein Mediziner um den dauernd auf ihn einstürmenden sozialen Fragen auseinandersetzen können, wenn er über kein festgefügtes weltanschauliches Gebäude verfügt? Wie soll der Jurist einmal Recht sprechen, wenn er sich selbst nicht über das Wesen von Recht und Gerechtigkeit klar geworden ist?
Um der heutigen, nur allzuleicht verflachenden Aufspaltung des Studiums in Einzelwissenschaften entgegenzuwirken, muß für alle Disziplinen eine grundlegende philosophische und soziologische Bildung gefordert werden.
Eine hohe Bedeutung für unser kulturelles
Leben besitzen unsere Hochschulen,
deren eine die erste Universität in Mitteleuropa war. An der ehrwürdigen Vergangenheit unserer Prager deutschen Universität
ändert es nichts, wenn man ihr heute die Rechtsnachfolge streitig macht,
ihr den Namen und die Insignien nimmt und ungeachtet aller geschichtlichen
Gegebenheiten heute die tschechische Universität als alleinige
Rechtsnachfolgerin bestimmt.
Unsere hohen Schulen müssen unter den
schwierigsten Verhältnissen forschen und lehren. Wir sind ihnen für ihre Leistungen, die unseren deutschen Namen in
aller Welt zu Ehren gebracht haben, zu Dank verpflichtet.
Der seit langem versprochene Bau der deutschen Universität in Prag ist unerläßlich geworden, nicht allein weil der heutige Zustand eine Nichtachtung der Wissenschaft bedeutet, sondern weil augenfälliger das doppelte Maß der Kulturförderung nicht erwiesen werden kann, als durch einen Vergleich der Prachtbauten der tschechischen Hochschulen mit dem altersschwachen Gemäuer der deutschen.
Es paßt nicht zu einem Kulturstaate, wenn wissenschaftliche Institute, in denen geistige Höchstleistungen geschaffen werden sollen, in geradezu unhygienischen Räumen untergebracht sind.
Die baulichen Verhältnisse unserer deutschen Kliniken sprechen den hygienischen Forderungen heutiger Krankenhäuser geradezu Hohn. Ihr Neubau ist Pflicht einfachster Menschlichkeit.
Wenn man sich tschechischerseits – wie es im Vorjahre die böhmische Landesbehörde getan hat – auf den Standpunkt stellt, daß die einst gemeinsam geschaffenen Forschungs- und Bildungsinstitute nur noch dem wissenschaftlichen Nachwuchs des tschechischen und slowakischen Volkes Arbeitsplätze bieten dürfen, so überlassen wir das Urteil über solche „Kulturförderung“ ruhig der Weltöffentlichkeit. Um so nachdrücklicher aber fordern wir, daß dann für unseren akademischen Nachwuchs selbständige Institute geschaffen werden.
Jedem Versuche, eine unserer technischen Hochschulen aufzulassen, werden wir mit allen Mitteln entgegentreten.
Ansehen und Bedeutung der Universität im Volksganzen wird gefährdet durch die Besetzung der Lehrkanzeln mit Kräften, die vielfach keinen inneren Zusammenhang mit unserem völkischen Leben haben. Daß dadurch die Hörerschaft in Widerspruch zu ihnen gerät, ist selbstverständlich, weil sie aus einer ganz anderen Welt des Denkens und Empfindens kommt. Hier müßten sich die betreffenden Staatsstellen und auch die Professorenschaft ihrer Verantwortung bei Neubesetzung bewußt sein.
Von den Studenten müssen wir erwarten, daß sie bei all ihrer jugendlichen Begeisterung den Ernst der Zeit klar erkennen und daß sie mit dem Bewußtsein für die Verantwortung, die sie einmal für ihr Volkstum tragen sollen, die Zeit ihres Studiums zur Erwerbung eines wirklich gediegenen Wissens nützen.
Für jenes unbekümmerte Eigenleben, wie es eine frühere Zeit einmal hoch schätzte, für kleinliche Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gruppen ist heute unsere Lage zu ernst. Auch geht es heute nicht um irgendein radikales Phrasentum, sondern um die Vorbereitung in entscheidenden Jahren des Lebens für den harten und schweren Dienst, den unser Volk gerade von unseren jungen Akademikern fordern muß.
Um diesen Aufgaben nachzukommen, müssen überall lebendige Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler herrschen.
Echte und wirkliche Erziehung ist nur möglich durch das lebendige Beispiel des Vorlebens. Gerade aber die fruchtbare Gemeinschaft zwischen Erzieher und Studenten ist auf den hohen Schulen verloren gegangen. Nur wenige Professoren, die sich ihres hohen Berufes bewußt sind, üben diese höchste erzieherische Tugend und sammeln einen Kreis junger Menschen um sich, denen sie Richtung und Prägung geben. Nur dadurch wird die Sicherung eines bodenständigen Nachwuchses erreicht, den wir dringend brauchen, obwohl wir aus Gründen des kulturellen Zusammenhanges und des Schöpferische Austausches niemals auf die Berufung deutscher Professoren aus dem Auslande verzichten können.
Eine solche kulturelle Abschnürung würde geistige Verarmung bedeuten und würde unsere, in der ganzen Welt angesehenen Hochschulen zur Bedeutungslosigkeit verurteilen, abgesehen davon, daß sie dann auch die Aufgabe, Brücke zwischen den Völkern zu sein, nicht erfüllen könnten.
Aus den gleichen Gründen dürfen auch dem Auslandsstudium keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden. In den Studienaufenthalten staatsgefährliche Aktionen zu wittern, muß man als lächerlich bezeichnen. Wir müssen im Gegenteil verlangen, daß auch für unsere deutschen Studenten Auslandsstipendien zur Verfügung gestellt werden, wie dies für die tschechischen im reichlichen Ausmaß geschieht.
Ueberhaupt bedarf das gesamte Stipendienwesen dringend einer Aenderung, denn seine jetzige Handhabung spricht allem Gerechtigkeitsempfinden Hohn. Von insgesamt 2,300.000 Kronen Stipendien fielen nur 5.5 Proz. für deutsche Zwecke ab. Während die tschechischen Studentenheime in Prag im Jahre 1933 1,233.000 Kronen erhielten, bekamen die 3 deutschen Studentenheime zusammen 11.000 Kronen.
Zur Vertiefung, Verlebendigung und würdigen Vertretung unseres gesamten Geisteslebens erheben wir die dringende Forderung nach der Schaffung einer Sudetendeutschen Akademie. Wir erachten es unbedingt für notwendig, daß unsere „Deutsche Gesellschaft für Wissenschaften und Künste“ ehestens in eine solche Akademie umgewandelt wird und wir begrüßen es aufrichtig, daß sich der Herr Präsident bei einer Vorsprache dem Plane geneigt gezeigt hat.
Ein wesentlicher Teil des Kulturrechtes jeden Volkes in einem Nationalitätenstaate ist neben dem Recht der freien Volkserziehung das Recht auf die Schule. Trotz der Minderheitenverträge gewährleistet uns die heutige Schule nicht mehr in dem uns zustehenden Maße die nationale Erziehung, die Sinn aller Schulorganisation ist.
Wir glauben, daß auf keinem anderen Gebiete, als auf dem der Schule gegenseitige Achtung des nationalen Lebens Prüfstein echter Kulturreife ist. Wir fordern deshalb volle Freiheit der nationalen Erziehung, nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der Schule.
Die Grundforderung muß lauten: jedem deutschen Kinde Unterricht in der deutschen Muttersprache. Statt dessen werden heute laut amtlichen Mitteilungen 16.452 deutscher Kinder – das entspricht einer Zahl von 329 Schulklassen zu je 50 Kindern gerechnet – in tschechischen Schulen ihrem Volkstum entfremdet. Mit besonderer Besorgnis erfüllt es uns Sudetendeutsche, daß die Erteilung des Privatunterrichtes in Hinkunft von einer behördlichen Genehmigung abhängig gemacht wird. Wir lehnen diese Einschränkung entschieden ab, umsomehr, als uns bereits praktische Fälle das Verbot des deutschen Privatunterrichtes gebracht haben.
Es geht auch nicht an, daß man schon im frühesten Kindesalter mit der Entnationalisierung durch Schaffung tschechischer Kindergärten im deutschen Gebiete beginnt, während man unseren Forderungen nach Errichtung von deutschen Kindergärten Widerstand entgegensetzt.
Die Inspektoren, denen das deutsche Schulwesen untersteht, müssen deutscher Volkszugehörigkeit und wirklich deutscher Gesinnung sein.
Das Gesetz über die Errichtung von Minderheitenschulen muß auch tatsächlich auf die Minderheiten angewendet werden.
Die im Staatsbudget unter dem Titel „Förderung des Minderheitenschulwesens“ ausgeworfenen sehr namhaften Verträge dienen nicht etwa der Förderung des Schulwesens der Sudetendeutschen, die man doch sonst mit besonderer Vorliebe als „Minderheit“ bezeichnet, sondern werden in einem vollkommen ungerechtfertigten Maße zum Ausbau des tschechischen Minderheitenschulwesens im deutschen Gebiete verwendet. Es muß vor aller Oeffentlichkeit festgestellt werden, daß diese Praxis des Schutzes der Minderheitenschulen wirklich etwas sonderbar aussieht, ganz davon zu schweigen, daß man trotz der großen Staatsschulden es nicht verabsäumt, im deutschen Gebiete für diese „Minderheitenschulen“ wahrhaft fürstliche Paläste zu bauen, neben denen sich die deutschen Schulen wie Hütten ausnehmen. Unsere berechtigten Forderungen aber werden nur allzuoft mit dem Hinweis auf die Wirtschaftskrise übergangen.
Zahlen sprechen hier die Bände: im Jahre 1934 gab es 6 deutsche Minderheitenbürgerschulen mit 22 Klassen; dagegen auf tschechischer Seite 235 mit 1,264 Klassen.
Wir besaßen 20 Minderheitenvolksschulen mit 59 Klassen, die Tschechen dagegen 1.180 Minderheitenschulen mit 2,571 Klassen.
Von deutschen Kindergärten wurden im gleichen Jahre 7 vom Staate erhalten, während er 866 tschechische Kindergärten seiner Sorgfalt zuwandte. Dem deutschen Kulturverbande, der unter öffentlicher Kontrolle das deutsche Schulwesen unterstützt und fördert, dürfen keine Schwierigkeiten bereitet werden.
Die Auswahl der Lehrbücher und Lehrmittel darf nur nach pädagogischen Gesichtspunkten geschehen. Es geht nicht an, daß ausgezeichnete und unersetzliche Lehrmittel nur deshalb abgelehnt und vernichtet werden, weil sie in ausländischen Verlagen erschienen sind. Ebenso dürfen die Schüler- und Lehrerbüchereien nicht durch derartige Maßnahmen unbrauchbar gemacht werden.
Die Lehrpläne und die von den Schulinspektoren erlassenen internen Unterrichtsanweisungen haben nicht nur den Zweck, der staatsbürgerlichen Bildung zu dienen, sondern unsere Schulen haben auch die Aufgabe, volksbewußte deutsche Menschen heranzubilden.
Deshalb müssen wir allen Versuchen, welche die Kinder ihrem Volkstum entfremden sollen, wie es z. B. geschieht, wenn aus den Lesebüchern sorgfältig deutsches Sagen- und Geschichtsgut ausgemerzt wird, rücksichtslos entgegentreten. Ebenso verurteilen wir den eines Kulturvolkes unwürdigen „Seelenfang“, der die wirtschaftliche oder sonstige Abhängigkeit deutscher Menschen ausnützt, um die deutschen Kinder in tschechische Schulen zu zwingen.
Auf das schärfste aber müssen wir alle Versuche zurückweisen, die es unseren Lehrern verwehren wollen, unsere Kinder im völkischen Geiste zu erziehen. Die Erziehung zum volksbewußten Menschen als einen Akt staatsfeindlicher Gesinnung zu deuten, kann nur kleinlichem Chauvinismus entspringen. Wir verwahren uns auf das entschiedenste gegen gewisse Methoden der Schulaufsicht, die nichts mehr mit pädagogischer Ueberwachung, dafür aber umsomehr mit unwürdiger Gesinnungsschnüffelei zu tun haben.
Auf Grund der Volksbildungsgesetze und vor allem durch die Tätigkeit der „Gesellschaft für deutsche Volksbildung“ ist die Erwachsenbildung verhältnismäßig gut ausgebaut. Wir verlangen die volksbewußte Führung aller Einrichtungen der Volksbildungskörperschaften und die verantwortungsbewußte Betreuung der Gemeindebüchereien, der Orts- und Bezirksbildungsausschüsse.
In diesem Zusammenhange seien auch unsere Museen erwähnt, die in viel stärkerem
Maße unserer Volksbildung erschlossen werden müssen. Wir gedenken gerne und
dankbar der hier geleisteten Vorarbeit.
Gerade in unseren Museen und Archiven liegen so gewaltige Schätze aus unserer
großen und stolzen Vergangenheit, sind so viele unersetzliche Dokumente unserer
Rechtsansprüche erhalten, daß wir alle Bestrebungen fördern müssen, die in
unserem Volke das Verständnis für seine mehr als tausendjährige Geschichte
wecken soll.
Für die Zukunft eines jeden Volkes ist die Erziehung der heranwachsenden Generation von entscheidender Bedeutung. Die Einheitlichkeit in der Erziehung des Volkes ist die einzige Bürgschaft für seine Zukunft, ist die einzige Gewähr für Stetigkeit in der geschichtlichen Entwicklung. Darum war die Bindung der gesamten sudetendeutschen Jugenderziehung an den Turnverband ein entscheidender Wendepunkt in unserer Geschichte.
In diesem Zusammenhange sind auch einige Worte über die Leibeserziehung der Jugend zu sagen; denn die Aufzucht einer leiblich gesunden und tüchtigen Jugend ist für den Bestand eines Volkes von größter Wichtigkeit. Wo ein Volk physisch gefährdet ist, dort ist es nicht nur seinen biologischen Lebenswurzeln, sondern auch seinen geistigen Leistungen und ins einer seelischen Kraft bedroht.
Darum muß auch dem Turnunterricht im Rahmen des Lehrplanes ein entsprechender Platz eingeräumt werden.
Alle Jugenderziehung muß aber in der mannschaftlichen Erziehung münden und
in ihr die Erfüllung finden. Dabei darf
man unter Mannschaft nicht einen militärischen Begriff sehen; denn
mannschaftliche Haltung hat nichts zu tun mit Militarismus sondern bedeutet
eine innere Haltung, die das Leben trotz seiner Härten und Gefahren, trotz
seiner Tragik männlich, freudig und tapfer bejaht.
In
unserer Erziehung vollzieht sich die
Wendung
vom Einzelnen zur Gemeinschaft.
Die
starke Persönlichkeit im Dienste der Gemeinschaft muß unser Zielbild sein.
Wahre Erziehung ist aber nur dort möglich, wo das neue Erziehungsbild vorgelegt
wird. Im Weltkrieg, im Schützengraben, war ein Geschlecht herangereift, dem
alle menschlichen inneren Werte geradezu neu geboren wurde:
Verantwortungsbewußtsein, Einordnung, Treue, Kameradschaft. Ein neuer Mensch
war in der ganzen Schlichtheit seines Seins erstanden:
der Kamerad.
Eine neue
Verbundenheit von Mann zu Mann erwuchs: die Kameradschaft.
Als der Geist der Kameradschaft eine unmittelbare Brücke zum Gemeinschaftsbild der Nachkriegsjugend fand, wurde er für das ganze Volk von Tag zu Tag bestimmender. So wurde die Kameradschaft die Keimzelle der Volksgemeinschaft.
Den Wandel im deutschen Volke hat der politische Mensch vollbracht. War aber dieser politische Mensch kulturlos oder kulturfeindlich? Wahre Kultur kann nur aus der Einheit des Volkstums erwachsen. Der politische Mensch hat diese Einheit wieder hergestellt und deshalb auch die wichtigste kulturelle Aufgabe der neuen Zeit erfüllt: er hat wieder die Brücke geschlagen zwischen den Kulturschaffenden und dem Volke.
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Wir bekennen uns zur vollen Verantwortung für
das kulturelle Leben des Sudetendeutschtums.
Eine umsichtige Staatsführung wird dieses kulturelle Verantwortungsbewußtsein in der stärksten deutschen Bewegung im Staate begrüßen können und darauf aufbauen, wenn es ihr mit dem verfassungsrechtlichen Grundsatz des Verbotes jedweder Entnationalisierung ernst ist.
Die Sudetenländer sind ein hart umkämpfter Boden, nicht nur in politischer, sondern auch in kultureller Hinsicht. Deutsche und slawische Kultur stehen hier nebeneinander und durchdringen einander in mannigfaltiger Verzahnung.
Das Ziel benachbarter Völker und vor allem von Nationalitätenstaaten kann es nicht sein, die Unterschiede des Volkscharakters auszulöschen und die kulturellen Eigenheiten der Völker zu vermengen.
Das bedeutet nicht, daß sich etwa Deutsche und Tschechen feindlich gegenüberstehen müssen, das bedeutet lediglich, daß das Zusammenleben zweier Völker und der Verkehr zwischen ihnen nur über das ausgeprägte Volkstum unter gegenseitiger Achtung möglich ist.
In wenigen großen Strichen habe ich die grundsätzlich Stellung aufgegriffen, die unsere Bewegung zu den wichtigsten Fragen unseres kulturellen Lebens einnimmt.
Ein Volk, daß sich nicht mehr um seine
kulturellen Güter kümmert, ist wert, aus der Liste der geschichtsfähigen und
geschichtsgestaltenden Völker überhaupt gestrichen zu werden. An der geistigen
Schöpferkraft eines Volkes, wurzelnd in Volkstum und Heimat, erweist sich erst,
welcher Platz ihm unter den Kulturnationen gebührt.
Weshalb gerade wir uns berechtigt fühlen, im
Namen des Sudetendeutschtums
zu diesen Fragen Stellung zu nehmen, habe ich zu Beginn meiner Ausführungen
dargelegt. Mehr als Zweidrittel der Sudetendeutschen stehen in unserer
Bewegung. Gerade jene, die sich immer soviel auf ihr demokratisches Gewissen zugute
tun, sollten als erste diese Tatsache zur Kenntnis nehmen und anerkennen, daß
wir heute die legitimierten Sprecher des Sudetendeutschtums sind.
Als Politiker fühlen wir daher die heilige Verpflichtung, der Kultur
den Lebensraum zu erkämpfen und zu sichern, den sie braucht. Wenn sich der
Politiker nicht schützend vor die heiligsten Güter seines Volkstums stellt,
wenn er nicht unbeugsam und hart, bereit zu jedem Opfer für sie Wache hält,
dann ist es um das Volkstum schlecht bestellt. Dem kulturellen Schaffen
unserer Heimat, die wir über alles lieben und deren Dienst wir uns bis zum
Letzten geweiht haben, wollen wir wiederum Bahn brechen. Nur so wird sie nach
einer Zeit geistiger und seelischer Zerrüttung wieder zu ihren Lebensquellen
zurückfinden, zu dem innersten seelischen Erleben, das uns Deutsche in aller
Welt zu der großen und unlöslichen Kulturgemeinschaft des deutschen Volkes
verbindet, ganz gleich, welche Staatsform und welches politische Regime in
unserem Mutterlande herrschen mag.
Die Einheit des deutschen Geistes kann und darf nicht
erschüttert werden, denn wir sind Deutsche und werden nie etwas anderes sein,
welches Schicksal uns die Zukunft auch bereiten mag.
Wir glauben, daß aus der Schöpferkraft des deutschen Geistes und der Stärke der deutschen Seele – wie in Jahrtausende alten Geschichte – auch in Zukunft Werte geboren werden, denen kein Volk der Erde Achtung und Ehrerbietung versagen kann.